IGSP Kongress "Professionalisierungsprozesse im Kontext schulpraktischer Studien in der Lehrerbildung"

6.– 8. März 2017 an der Ruhr-Universität Bochum mit Beiträgen von Konrad Kleiner, Clemens Berthold und Brigitta Höger

 

Von 6. - 8. März 2017 fand an der Ruhr-Universität Bochum der Kongress der IGSP zum Thema "Professionalisierungsprozesse im Kontext schulpraktischer Studien in der Lehrerbildung" statt.

Das Fachdidaktikzentrum Bewegung und Sport war mit Konrad Kleiner, Clemens Berthold und Brigitta Höger gemeinsam mit Gundl Rauter (FH Burgenland) mit folgendem dreiteiligen Forumsbeitrag vertreten:

 

 

Inter- und transdisziplinärer Unterricht in den Schulpraktischen Studien: Ressourcen und Strategien zur Überwindung von Monoperspektivität

Ziel der in den Curricula der 26 angebotenen Lehramtsstudien und an prominenter Stelle verankerten schul- und unterrichtspraktischen Studien ist es, die Multi- und Vielperspektivität der Inhalte des Faches im Planungsprozess abzubilden und dies den Schülern als konstituierendes Element des Faches näherzubringen. Um inter- und transdisziplinäres Unterrichtshandeln zu ermöglichen, ist es erforderlich, die Wissensbestände der einzelnen Bezugsdisziplinen im Fach nicht additiv zu bearbeiten, sondern in einer Gesamtsicht zu präsentieren. Lernen wird durch einen inter- und transdisziplinären Planungsprozess horizontal und vertikal verknüpft und monodisziplinäre Fragestellungen und Arbeitsformen überwunden. Im Fokus der Beschreibung Schulpraktischer Studien stehen Prozesse der Reduktion und Steigerung von Komplexität und Formate der Verzahnung von Theorie und Praxis in der ersten Phase der Lehrerbildung. Planungsmodelle werden diskursiv verortet, die Qualität des unterrichtlichen Handelns begründet, Ressourcen analysiert und Erfahrungen aus den Schulpraktischen Studien und dem Unterricht vorgestellt.

 

Konrad Kleiner & Clemens Berthold - "Planungsformate in inter- und transdisziplinär angelegten Schulpraktischen Studien als praktischer Diskurs"

Was immer geplant wird, es ist relativ auf Unterscheidung angelegt. Standardwerke der Allgemeinen Didaktik (Arnold et al., 2009) haben dem Thema Unterrichtsplanung mit Blick auf die großen Vorbilder (Klafki, Heimann, Otto, Schulz) und mit divergenter Terminologie (2006; Wiater, 2015) verstärkt Aufmerksamkeit eingeräumt. Trotz der großen Vielzahl von als bewährt bezeichneter Theoriemodelle bleibt die Planung in inter- und transdisziplinär angelegten Schulpraktischen Studien ein Experiment mit ungewissem Ausgang.

Vor diesem Hintergrund werden Fragen an Planungsformate im Rahmen inter- und transdisziplinär konzipierter Schulpraktischer Studien gestellt:

  1. Welche inter- und transdisziplinäre Planungsmodelle werden in den Schulpraktischen Studien mit welcher Argumentation auf der Basis der Allgemeinen Didaktik und der in den Fachdidaktiken verwendeten Konzepte vertreten?
  2. Welche inter- und transdisziplinäre Planungsstrategien werden in einschlägigen Publikationen zur Inter- und Transdisziplinarität auf der Grundlage historischer Perspektiven thematisiert und für Schulpraktische Studien praktisch?
  3. Vor welchem Hintergrund und gestützt auf welche biografischen Erfahrungen wird Unterricht inter- und transdisziplinär in der Vielfalt der Schulfächer von Lehrpersonen geplant?

 

Gundl Rauter - "Wenn sich die Idee mit der Angst versöhnt: Strategien zur transdisziplinären Handlungskompetenz in den Schulpraktischen Studien der Primar- und Sekundarstufe"

Nach dem Modell der professionellen Handlungskompetenz (Baumert et.al., 2006) ist die motivationale Orientierung eine der Säulen unterrichtlichen Handelns. Die Dimension „Lehrerenthusiasmus“ (Bach, 2013, 25) stellt sich vor dem Hintergrund der offenen und subjektbezogenen Unterrichtsgestaltung als Brücke zum methodischen Handeln heraus. Diese offene Unterrichtsgestaltung kann in einem inter- und transdisziplinären Unterricht (z. B. Bewegung und Sport) das didaktische Handeln der Studierenden in den Schulpraktischen Studien verunsichern.

Ziel der Studie war es, Studierende in ihrer Unterrichtstätigkeit durch ein bewährtes transdisziplinäres Unterrichtsmodell auf der Handlungsebene zu unterstützen, ihnen die Angst vor dem offenen Unterricht in der Sporthalle zu nehmen und Strategien für ergebnisoffene Handlungskompetenz zu vermitteln. Im Rahmen eines Unterrichtsvorhabens entwickeln die Studierenden transdisziplinäre Unterrichtsmodelle und erproben diese im Handlungsprozess. Mittels Videoanalyse und reflexiv angelegtem Gespräch werden die erhobenen Daten ausgewertet. Die Ergebnisse des Projektes zeigen, dass eine transdisziplinäre Methode im Unterricht den Lehrerenthusiasmus unterstützt und die Motivation im didaktischen Vorgehen fördert.

 

Brigitta Höger: "Reflexion fachbezogener Überzeugungen: Ressourcenanalyse und fachdidaktische Formate Im Unterricht der Primar- und Sekundarstufe"

Eine kontextsensible Professionalisierung für die Unterrichtung hat standortspezifische Faktoren, Ressourcen und differentielle Lernmilieus zu erheben, um die Wirkung strategischer und individueller Lerngelegenheiten im Hinblick auf Prozesse der Kompetenzentwicklung bei Schülern aufbereiten und nachhaltig verbessern zu können.

Folgende Fragestellungen werden untersucht:

  1. Wie wird der Lehr-Lernprozess zur Vermittlung der Inhalte Bewegung, Ernährung und Gesundheit von Lehrpersonen gestaltet und inwiefern wird sie den Gütekriterien von Inter- und Transdisziplinarität gerecht?
  2. Welche Problematiken beschreiben Lehrpersonen im Zusammenhang mit einer inter- und transdisziplinäre Unterrichtung von Bewegung, Ernährung und Gesundheit?
  3. Welche Hilfestellungen wünschen sich Lehrpersonen in Bezug auf die inter- und transdisziplinäre Unterrichtung von Bewegung, Ernährung und Gesundheit?

Im Zeitraum von 2015/16 wurden 31 Lehrpersonen der Primarstufe und 15 Studierende der Schulpraktischen Studien auf der Grundlage leitfadengestützter Interviews befragt. Die Ergebnisse der qualitativen Inhaltsanalyse bieten detaillierte Einblicke in die subjektive Wahrnehmung und Gestaltung des Unterrichts zu den Themen Bewegung, Ernährung und Gesundheit. Es wird dargestellt, welche Merkmale der Unterricht hinsichtlich seiner Ziel-, Inhalts-, Prozess-, Handlungs-, Sozial- und Raumstruktur aufweist, welche Aspekte jeweils durch die Lehrkräfte priorisiert werden und welche subjektiven Erklärungsmuster sie für deren Legitimierung heranziehen.